Frühling
Der Löwenzahn
Lieber kleiner Löwenzahn,
Ich schaue dich so gerne an.
So viele Sonnen vor dem Haus,
Ich such‘ mir die schönste aus.
Lieber kleiner Löwenzahn,
Ich schaue dich so gerne an.
Deine Schirmchen schweben fort,
Bald wächst du am anderen Ort.
Autor*in unbekannt.
Akrostichon zu einer Frühlingsblume
Schreiben Sie LOEWENZAHN Buchstabe für Buchstabe vertikal untereinander hin. Jeder Buchstabe wird so zum Anfangsbuchstabe einer Zeile. Das kann mit jeder andern Frühlingsblume auch gemacht werden.
Beispiel:
Löwen auf der Wiese
Ohne jegliche Gefahr
Ein strahlend Gelb
Windzerzauste Kugeln
Eine handvoll Blätter als Salat
Nicht auszurotten bist du
Zäh ist dein Überlebenswille
An dir scheiden sich die Geister, deine
Honigsüsse Blütenpracht
Nennen manche Unkraut
Lesetipp in Sachen Löwenzahn: «Die Hundeblume» von Wolfgang Borchert
https://www.projekt-gutenberg.org/borchert/hundeblu/hundeblu.html
Winter
An- und abschmelzendes Schneeball Gedicht
In der ersten Zeile steht ein Wort.
In der zweiten Zeile stehen zwei Wörter.
In der dritten Zeile stehen drei Wörter.
In der vierten Zeile stehen vier Wörter.
In der fünften Zeile stehen fünf Wörter.
In der sechsten Zeilen stehen vier Wörter.
In der siebten Zeile stehen drei Wörter.
In der achten Zeile stehen zwei Wörter.
In der neunten Zeile steht ein Wort.
Beispiel
kalt
so kalt
die schuhe durchnässt
es schneit ohne unterbruch
ich gehe schnell und schneller
noch vor der dunkelheit
meinen stapfen folgend
unter glitzerreigen
zurück
Tipp: Besonders schön sind Schneeballgedichte, die in einer Gruppe geschrieben werden. Alle Teilnehmenden haben ein leeres Blatt vor sich und schreiben ein erstes Wort hin. Sie geben ihr Blatt nach links. Die nächste Person schreibt zwei Worte – passend zum ersten Wort – hin. Die dritte Person drei Worte u.s.w. Alle Blätter wandern nacheinander zu allen Mitschreibenden. In der Mitte schwillt die Wortkaskade wieder ab, so dass die Person, welche das erst Wort geschrieben hat, nun ein Schlusswort schreiben kann.
Und noch ein letztes Gedicht:
treiben
im schnee
treiben
im schnee
treiben
im schnee
treiben
im schnee
treiben
Ernst Jandl
Herbst
Der Sommer ist nur noch eine Erinnerung, eventuelle noch ein Spur auf unserer Haut oder liegt schwer in der Form eines Kürbis auf feuchter Erde im Garten.
Hier ein Gedicht mit einer ähnlichen Sehnsucht nach Gewesenem. Vielleicht mag es Sie verführen aufzuschreiben, welche Gedanken, Gefühle und Erinnerungen es in Ihnen anrührt.
Die Quadratur des Kreises
die unterschiedlichen entfernungen des herbstes
und die stelle mit den hobelspänen
die zurückbleibt
wenn der zirkus abreist aus der stadt
und noch lange danach
gehen die schulkinder auf einem umweg nachhaus
um auf dem ring
den löwen riechen zu können
Jan Skacel. Für alle die im Herzen barfuss sind. Lyrik und Prosa. Wallstein Verlag. Göttingen 2018
Sommer
Zur sofortigen Abkühlung: Lassen Sie sich von Ernst Jandel inspirieren und schreiben Sie ein Gedicht über Ihren Kühlschrank.
kühlschrank
er onaniert
ununterbrochen.
es zittert das ganze haus
abhilfe:
man schleicht sich an,
reisst die Tür auf
– sofort
hört er auf,
man schlägt die tür zu;
einige zeit bleibt ruh
Ernst Jandel
Hitzetage entfliehen mit Poesie und Imagination
Der Zauber von Gedichten ermöglicht Ihnen Orte auftauchen zu lassen und zu erleben – unmittelbar im Hier und Jetzt und egal , wie weit sie zeitlich oder örtlich entfernt sind. Geniessen Sie Reisen ohne Schadstoffe, schreiben Sie ein Gedicht.
Eine Gedichtsform, die sich wunderbar dazu eignet einen Ort zu beschreiben, an dem Sie gerade jetzt gerne wären, ist Zevenaar (Zeven heisst niederländisch sieben).
Anleitung:
In der ersten Zeile führen Sie den Ort Ihrer Sehnsucht ein
In der zweiten Zeile schreiben Sie von sich und was Sie dort tun
In der dritten Zeile stellen Sie eine Frage oder machen einen Vergleich
In der vierten Zeile beschreiben Sie ein Detail an diesem Ort
In der fünften Zeile führen Sie das Detail noch näher aus
In der sechsten Zeile wiederholen Sie die erste Zeile
In der siebten Zeile wiederholen Sie die zweite Zeile
Beispiel eines Zevenaars,
geschrieben von einer Kursteilnehmerin im AH Kluspark
Am Meer
Ich stehe auf einer Düne. Ganz allein.
Der salzige Wind bläst mich fast um.
Ich muss mich konzentrieren, stehen bleiben.
Das lenkt mich ab von grossen Problemen.
Der salzige Wind putzt mich durch.
Ganz allein auf meiner Düne.

Meer sehnst,
nimm deine offene Hand
und sieh sie an.
Eugène Guillevic ( 1907 bis 1997, französischer Lyriker)
